Flex PCB – Die biegsame Leiterplatte für innovative Elektronik
Emre Ceylan
30 März 2024
Flex PCB (Flexible Leiterplatte)
Eine Flex PCB, auf Deutsch „flexible Leiterplatte“, ist eine spezielle Art von Leiterplatte, die im Gegensatz zu starren PCBs biegsam, faltbar und für enge Räume anpassbar ist. Sie besteht aus Materialien wie Polyimid oder Polyester, die sowohl flexibel als auch widerstandsfähig gegen Hitze und chemische Einflüsse sind. Flex PCBs ermöglichen moderne Elektronikgeräten erhebliche Vorteile: Platzersparnis, geringes Gewicht, hohe Belastbarkeit und erweiterte Designmöglichkeiten.
Heutzutage ist Flex PCB-Technologie in zahlreichen Branchen weit verbreitet – von Wearables und mobilen Geräten über medizinische Anwendungen bis hin zu Raumfahrttechnik und industrieller Automatisierung.
Grundlegende Eigenschaften von Flex PCBs
Flex-Leiterplatten zeichnen sich durch spezifische Eigenschaften aus, die sie von Standard-FR4-PCBs unterscheiden:
Flexibilität: Flex-Leiterplatten können mehrfach gebogen, gefaltet und verdreht werden, ohne dass die Leiterbahnen beschädigt werden. Dies ist besonders in Geräten mit beweglichen Teilen oder engen Einbauräumen von Vorteil.
Leichtgewicht: Durch dünne, flexible Isolationsschichten sind Flex-PCBs sehr leicht, was bei tragbaren Geräten oder Drohnen entscheidend sein kann.
Hohe Zuverlässigkeit: Durch die reduzierte Anzahl von Lötstellen sinkt das Risiko von mechanischen Fehlern. Dies macht sie ideal für langlebige Systeme wie medizinische Implantate oder Raumfahrttechnik.
Hitzebeständigkeit: Polyimid-Materialien halten auch hohen Temperaturen stand, ohne ihre elektrischen Eigenschaften zu verlieren. Das ist besonders in industriellen Umgebungen oder bei Anwendungen mit hohen thermischen Belastungen wichtig.
Designfreiheit: Flex-PCBs lassen sich dreidimensional anpassen und können in komplexe Gehäuseformen integriert werden. Dies ermöglicht innovative Gerätearchitekturen, die mit starren PCBs kaum realisierbar wären.
Anwendungsbereiche von Flex PCBs
Flex-Leiterplatten kommen dort zum Einsatz, wo kompakte Bauweise, Zuverlässigkeit und Beweglichkeit gefordert sind:
Wearables und Smartwatches: Flexible Verbindungen zwischen Sensoren, Displays und Akkus.
Smartphones und Tablets: Verbindung von Kamera-Modulen, Touchscreens und Platinen.
Medizinische Geräte: Implantate, tragbare Diagnostikgeräte und Sensorik.
Automobil- und Robotiksysteme: Sensorik, Steuergeräte und flexible Kabelbäume.
Raumfahrttechnik und Militär: Systeme, die extremen Umgebungsbedingungen standhalten müssen.
Ein Beispiel aus der Praxis: Das dünne flexible Band, das einen Kamerasensor mit der Hauptplatine eines Smartphones verbindet, ist eine Flex-Leiterplatte. Sie ermöglicht nicht nur eine platzsparende Integration, sondern sorgt auch für stabile und langlebige elektrische Verbindungen.
Herstellungsprozess von Flex PCBs
Der Herstellungsprozess ähnelt grundsätzlich dem von starren PCBs, erfordert jedoch spezielle Materialien und Verfahren:
Materialwahl: Die Basis bildet Polyimid oder Polyester, beschichtet mit Kupfer. Polyimid zeichnet sich durch hohe Temperaturbeständigkeit und chemische Stabilität aus.
Leiterbahnbildung (Ätzen): Die Leiterbahnen werden durch Fotolithografie definiert, überschüssiges Kupfer wird entfernt.
Bohrungen (Vias): Vias für elektrische Verbindungen zwischen Schichten werden per Laser oder mechanisch gebohrt.
Beschichtung und Lötmasken: Leiterbahnen werden zum Schutz gegen Oxidation beschichtet. Lötmasken decken nur die Lötstellen ab.
Schneiden und Formen: Die Platine wird auf die gewünschte Form zugeschnitten, Biegebereiche werden verstärkt oder mit speziellen Markierungen versehen, um Materialermüdung zu verhindern.
Flex vs. Rigid-Flex PCB
Rigid-Flex-PCBs kombinieren starre (Rigid) und flexible (Flex) Schichten.
Rigid-Bereich: Stabile Befestigung der Hauptkomponenten, Schutz vor mechanischer Belastung.
Flex-Bereich: Verbindet die Rigid-Bereiche flexibel miteinander, ermöglicht enge Biegungen und Bewegung.
Merkmal
Flex PCB
Rigid-Flex PCB
Flexibilität
Hoch
Mittel
Belastbarkeit
Mittel
Hoch
Kosten
Niedriger
Höher
Anwendungsbereich
Kompakte Geräte
Industrie- und Medizinlösungen
Rigid-Flex-PCBs sind ideal für Anwendungen, bei denen sowohl mechanische Stabilität als auch Beweglichkeit erforderlich ist, etwa medizinische Diagnosegeräte oder komplexe industrielle Steuerungen.
Designhinweise für Flex PCBs
Um die Lebensdauer und Zuverlässigkeit von Flex-Leiterplatten zu erhöhen, sollten folgende Regeln beachtet werden:
Keine Vias in Biegebereichen einsetzen (Rissgefahr).
Leiterbahnen parallel zur Biegerichtung verlegen, um mechanische Spannungen zu reduzieren.
Stromführende Leiterbahnen breit gestalten, dünne Bahnen können bei wiederholtem Biegen reißen.
Schutzbeschichtungen wie Lötmasken oder Kapton-Film verwenden.
Vorteile von Flex PCBs
Platz- und Gewichtersparnis
Reduzierter Kabelaufwand
Höhere Zuverlässigkeit durch weniger Lötstellen
Ideal für kompakte, tragbare oder bewegliche Geräte
Widerstandsfähig gegen Vibrationen und mechanische Belastung
Nachteile von Flex PCBs
Höhere Produktionskosten im Vergleich zu Standard-FR4-PCBs
Reparatur und Nachbearbeitung sind schwieriger
Mechanische Beschädigung durch unsachgemäße Handhabung möglich
Trotz dieser Nachteile hat Flex PCB die Entwicklung moderner, kompakter Geräte revolutioniert. Die Vorteile in Bezug auf Designfreiheit, Zuverlässigkeit und Miniaturisierung machen sie unverzichtbar für innovative Elektroniklösungen.
Fazit
Flex-Leiterplatten sind eine fortschrittliche PCB-Technologie, die Entwicklern ermöglicht, Geräte kompakter, leichter und zuverlässiger zu gestalten. Sie sind die ideale Lösung für Ingenieure, die moderne Geräte mit begrenztem Bauraum, komplexen Geometrien oder beweglichen Komponenten entwickeln. Mit Flex-PCBs lassen sich innovative, langlebige und hochleistungsfähige Elektroniksysteme realisieren – von Wearables über Medizintechnik bis hin zur Raumfahrt.